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Praxiseinrichtung

1. Praxiseinrichtung – ein umfangreicher Begriff

Empfangstheke Arztpraxis in Lack mit Glasabdeckplatte und angegliedertem Stauram

Was versteht man unter dem Begriff „Einrichtung“?

Handelt es sich um die lose Möblierung einer Praxis, eines Raumes, speziell im Empfangs- und Wartebereich, die Einrichtung eines funktionalen Behandlungsraums oder geht es um ein Gesamt-Einrichtungskonzept, also das „interior design“, die Raumgestaltung, das Raumgefühl, das Erscheinungsbild, das Design, die Material-/Farbauswahl, das Lichtkonzept und die Innenausstattung als Ganzes?

Man kann noch einen Schritt weiter gehen:

Gehört zu einem Einrichtungskonzept die Auswahl und Platzierung von Kunst und Accessoires, das Corporate Design, das Auftreten des Teams und auch der öffentliche Auftritt im Internet z.B.?

All diese Fragen sollten mit einem großen JA! beantwortet werden

In der Vergangenheit wurden Praxiseinrichtungen instinktiv während des Bauprozesses zusammengestellt. Das Streben jedoch, einen Raum funktional und effektiv zu nutzen, das Raumgefühl dabei aber nicht zu vernachlässigen, hat eine neue Herangehensweise erfordert. Auch im Bereich des Praxen-Ausbaus lässt sich erkennen, dass bei einem guten Einrichtungskonzept vor allem die Arbeitsfunktionalität und der Ablauf weiterhin im Vordergrund stehen. Nichtsdestotrotz kann man heute immer mehr erkennen, dass der Patient sich nicht mehr nur basierend auf der Kompetenz des Zahnarztes und seines Teams für einen Arzt entscheidet, sondern auch aufgrund des Wohlfühlfaktors und des Auftritts von Praxen.

Die medizinische Versorgung alleine genügt nicht mehr!

Behandlugszimmer mit folierten Glastrennwänden und Behandlungszeile

Der Arzt, sein Team und natürlich der Patient sollen sich ihrem Arbeitsplatz identifizieren können. Das Raumgefühl, welches durch die Möblierung, also die Einrichtung, das Farbspiel, durch Muster und Strukturen, durch Licht geschaffen wird, muss ein Gesamtbild ergeben. Vergleicht man also eine gelungene Praxiseinrichtung mit einem Orchester, so zeichnet sie sich durch ein harmonisches Zusammenspiel vieler einzelner Faktoren/Spieler aus und nur als Ganzes hinterlassen sie einen einzigartigen Eindruck. Der Interior Designer übernimmt hier also die Funktion eines Dirigenten und versucht mit viel Einfühlungsvermögen aus den einzelnen Komponenten ein harmonisches Ganzes zu schaffen, welches dem Praxisbesucher in Erinnerung bleibt.

2. Gründe, das Erscheinungsbild einer Praxis zu verändern

Es kann eine Vielzahl von Gründen geben, sich den Ruck zu geben, das Erscheinungsbild einer Praxiseinrichtung zu verändern, wie beispielsweise:

o   ein fortgeschrittenes Alter der Räume und der Einrichtung

Vorher

Nachher
o   den Verkauf der Räumlichkeiten an einen Kollegen, der andere/eigene Vorstellungen hat, was Design und Funktionalität angeht

o   die Aufteilung der Räume entspricht nicht mehr den Anforderungen

o   das gesamte Erscheinungsbild soll sich ändern, eventuell dem Corporate Design angepasst werden

o   die Größe ist nicht mehr ausreichend

Hier stellt sich für viele Praxenbesitzer nun die Frage – wie die optimale Um- oder Neugestaltung aussehen kann und was es zu beachten gibt, bzw. welche Änderung letzten Endes tatsächlich Sinn macht. Die folgenden Punkte besitzen hierbei eine hohe Priorität:

Der Empfangsbereich sollte einen zentralen Ort darstellen. Wichtig hierbei ist es, die Diskretion der zu behandelnden Praxiskunden bestmöglich wahren zu können. Zudem muss die für den Empfang benötigte Größe geklärt werden.

Empfangstheke neue Arztpraxis mit Wandverkleidung und Praxislogo passend zu Corporate Design

IST-Zustand von Theke und Empfangsbereich nach Fertigstellung gemäß Visualisierung

Des Weiteren ist ein Backoffice für die Abrechnung von Nöten – hier muss konzentriertes Arbeiten möglich sein.

In den Behandlungsräumen verbringen zu Behandelnde und Praxismitarbeiter in der Regel die meiste Zeit. In erster Linie sollten die Räume hell gestaltet werden, was einerseits bei den Patienten für eine wohlige Atmosphäre sorgt, andererseits genügend Helligkeit – auch durch spezielle Leuchten – natürlich eine Voraussetzung für bestmögliche Behandlungen durch den Arzt ist.

Im Wartebereich sind die Gestaltungsmöglichkeiten vielfältig und auch diese haben sich in den letzten Jahren sehr gewandelt: Wo früher Zahnposter oder ähnliches die Wände zierten, hängen heute Flatscreens, die dem Wartenden Themen näher bringen und die Wartezeit kurzweiliger gestalten können. Häufig macht auch ein gesonderter Wartebereich oder Warteecke für Kinder Sinn, was den Lärmpegel für die anderen im Raum senken kann. Jedoch müssen die Eltern hier nach wie vor ihrer Aufsichtspflicht nachkommen (können).

Last but not least muss das Thema „Barrierefreiheit“ in die Planungen mit einbezogen werden, da diese in Zeiten einer alternden Gesellschaft mehr und mehr an Wichtigkeit gewinnt. Vor allem der gesteigerte Platzbedarf von Rollstuhlpatienten und Gehilfen muss berücksichtigt werden, ebenso muss man einen problemlosen Zugang für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ermöglichen, was sich in der Vermeidung von Stufen, das Anbringen von Rampen/Treppenliften oder den Einsatz von automatischen Schiebetüren niederschlägt.

3. Wie plant man eine Zahnarztpraxis?

Zahnhygiene bedeutet heute mehr als schmerzhafter Besuch beim Zahnarzt – er entwickelt sich mehr und mehr zu einer Kosmetikbehandlung. Dementsprechend wird auch die Bedeutung des Praxisdesigns immer wichtiger, da aus Kundensicht auch hier eine ansprechende Atmosphäre erwartet wird, was nicht zuletzt auch ein Auswahlkriterium bei der Arzt- bzw. Praxenwahl darstellen kann. Trotz allem stehen die Funktionalitäten der Praxisräume für die behandelnden Mediziner und Assistenten im Vordergrund.

Somit muss man sich im Zuge der Praxis(neu-) planung einigen Fragen stellen:

o Wie funktioniert eine Zahnarztpraxis generell und speziell je Kunde

o Welche Aufgaben werden in den entsprechenden Räumen erledigt und welche Anforderungen resultieren daraus?

o Wie sind die genauen Arbeitsabläufe? (Zusammenarbeit mit der Zahnarztpraxis)

o Wie müssen die einzelnen Bereiche zusammenarbeiten, z. B. Empfang und Wartebereich

Aufgrund der Komplexität ist ein ausführliches Gespräch mit dem Kunden / dem Arzt notwendig, um die jeweiligen Vorstellungen und Anforderungen optimal in das Designkonzept mit einfließen zu lassen – sowohl bei Dingen, die Arbeitsabläufe und die Funktionalitäten, als auch das Aussehen der Zahnarztpraxis betreffen.

Man kann hier von einer ersten Bestandsaufname sprechen – auf welche, je nach Anforderung – die folgenden Planungsschritte folgen (können):

o Projektanalyse

o Grundrissplanung, Konzeption

o Entwurfsplanung

o Auswahl der Materialien und Praxismöbel

o Lichtkonzept

o Detailplanung in allen Bereichen

o Konstruieren und Fertigen individueller Möbel, sowie Bestellung Handelswaren

o Bauleitung (Koordination aller Gewerke)

o Projektmanagement

Insgesamt bleibt festzuhalten: Das Ziel einer jeder Um- oder Neugestaltung einer Praxis ist, durch ein gelungenes Gesamtkonzept einen positiven Gesamteindruck herbeizuführen, um so die Chancen zu erhöhen, Menschen nachhaltig und langfristig an sie zu binden. Bei der Konzipierung des Gestaltungskonzeptes müssen geltende Gesetze, Richtlinien und Vorschriften eingehalten werden.

Vorher

Nachher

Praxigestaltung – Gesetzliche Bestimmungen und Vorgaben

Hierzu zählen u. a.:

§ Landesbauordnung

§ Arbeitsschutzgesetz

§ Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)

§ Arbeitsstättenrichtlinien (ASR)

§ Unfallverhütungsvorschriften

§ DIN und EN-Normen für Röntgenanlage und Beleuchtung

§ Trinkwasserverordnung

§ Hygienevorgaben nach den aktuellen RKI-Richtlinien

§ Medizinproduktgesetz (MPG)

§ Gefahrstoffverordnung

Die einzelnen Vorgaben unterscheiden sich in ausbaurelevante (z. B. Brandschutzauflagen, Schall- und Wärmeschutz, Verkehrs- und Fluchtwege, Notausgänge, Personalräume, Sanitärräume) und praxisspezifische Themen (z. B. Sterilisationsraumgestaltung, Trinkwasserverordnung). Um keine Nacharbeiten nach dem Eröffnen der neuen oder renovierten Praxis durchführen zu müssen, ist eine ausführliche Planung mit kompetenten Praxisplanern unerlässlich. Das Gesamtkonzept kann letztendlich als gelungen bezeichnet werden, wenn es gelingt, dass sowohl Design, als auch Funktion – unter Berücksichtigung aller Vorgaben – Hand in Hand gehen.

3.1 Beispielhafter Ablauf: 10 Planungsschritte zu einem erfolgreichem Praxiskonzept

Vor Abschluss eines Miet- oder Kaufvertrages müssen zielorientiert schrittweise Entscheidungsprozesse erarbeitet werden. Wer als ,,planerischer Laie Arzt“ spontan entscheidet, diese Räume gefallen mir und einen Mietvertrag abschließt, hat zwangsläufig in den Verhandlungen danach schlechte Karten. Denn die Vorstellungen eines Hausbesitzers oder bauausführenden Architekten, wie die Räumlichkeiten baulich ausgestattet sein sollten, sind selten deckungsgleich mit den Vorstellungen des Mieters. Dazu kommen die technischen Vorgaben der Schallisolierung, der Elektro- und Sanitärausstattung, die schnell, je nach Praxisgröße, 5-6 stellige zusätzliche lnvestitionssummen erfordert, die, als Mieterwünsche nachgereicht, fast immer vom Arzt zu bezahlen sind. Um diese verlorenen Bauzuschüsse zu vermeiden, empfiehlt sich vor Abschluss eines Miet- oder Kaufvertrages ein schrittweises Vorgehen.

01. Definition des individuellen Leistungsangebotes

Bestimmte Leistungen erfordern unterschiedlich große Räume, Belegungszeiten und Anzahl der Behandlungs-, Sprech- und Nebenräume.

02. Vorchecken des Raumangebotes

o Sind die Räume für mein Leistungsangebot geeignet?

o Lassen sich die baurechtlichen Vorschriften, die Arbeitsstättenverordnung, die Vorgaben der Hygiene in diesen Räumen umsetzen?

o lst die Tageslichtanbindung gegeben?

o Wie sind die Fensterraster, statischen Vorgaben?

Das Vorchecken erfordert für ein Facharchitekturbüro einen Arbeitsaufwand von ca. 1 Stunde. Sind die Räume geeignet, folgt die Planungsphase.

03. Von der Vorplanung zu einem Bauplan

Ein qualifizierter Planer checkt die vielfältigen Möglichkeiten des Grundrisses durch und legt den, unter Berücksichtigung aller Faktoren, ,,intelligentesten“ Grundriss dem Arzt vor. Dieser Grundrissplan muss mit den benötigten Möbeln und Einrichtungsgegenständen ausgestattet sein, nur so erhält der Arzt einen visuellen Eindruck der zukünftigen Räume. Dieses Grundrisskonzept ist Basis der folgenden Diskussionen und schrittweisen Optimierung bis hin zu einem fertigen Bauplan. Haben sich Planer und Arzt für einen bestimmten Grundriss entschieden, erfolgt der nächste Planungsschritt.

04. Die Technikplanung

Praxisräume erfordern eine Vielzahl von spezifischen technischen Vorgaben, die erfüllt werden müssen. Elektroinstallationen, Sanitäranschlüsse, Schallangaben, Türgrößen müssen definiert werden, um die Baukosten ermitteln zu können.

05. lnnenarchitektur und Bauausstattungsliste.

Fachleute haben ermittelt, dass der Erfolg einer Praxis zu einem Drittel den Räumen zuzuordnen ist. Das harmonische Verbinden von Baudetails wie Bodenbelägen, Wänden und Oberflächen, Türen, Griffen und Beschlägen führt zu einem professionellen Gesamteindruck der Praxisräume. Da diese Grundmaterialien bauseitig einzubauen sind und eine ärtzliche Lokalität spezielle Materialien erfordert, ist eine exakte Festlegung dieser Details unumgänglich.

06. Baukostenermittlung.

Nunmehr sind alle baubedingten Vorgaben definiert. Der bauausführende Architekt kann die Kosten ermitteln. Vermieter und Mieter sind exakt informiert, was an Baukosten auf sie zukommt. Für sie stellt sich nun die Frage: Liegen die Kosten im veranschlagten Budget, muß der Vermieter eventuell einen Zuschuss bezahlen, sind die angedachten Mietpreise realistisch?

07. Das Budget des Arztes.

Parallel zu den Mietverhandlungen hat der Arzt die Kosten der Praxiseinrichtung, der medizintechnischen Geräte, der Kommunikationstechnik, Beleuchtung, der Organisationssysteme und Dekorationen ermittelt. lst das Unternehmensbudget mit der Bank abgesprochen, sind alle lmponderabilien beseitigt. Es können die Verträge abgeschlossen werden.

08. Abschluss des Mietvertrages

09. Abschluss der Lieferantenverträge.

10. Schulung und Ausbildung von Arzt und Personal.

Um lhre Praxis von Anfang an professionell und patientenorientiert führen zu können, empfiehlt sich, 6-8 Wochen vor der Eröffnung eine intensive Schulung sowie eine Sensibilisierung des Personals für das individuelle Leistungsspektrum, das der Arzt in seiner Praxis anbieten möchte, und für die ,,Praxisphilosophie“, die er vertritt. Schließlich soll auch aus Sicht des Personals „unsere“ Praxis in den Sprachgebrauch übergehen, um Identifikation und Wohlfühlatmosphäre zu signalisieren.

4. Die Innenarchitektur der Arztpraxis

Erfolgreiche Praxisinhaber haben längst die Vorteile einer freundlich gestalteten Umgebung für sich, das Personal und die Besucher erkannt. Im Vergleich zu anderen Dienstleistungsbranchen, die die Arbeitsraumgestaltung als wichtige Marketingmaßnahme erkannt haben, sind ansprechend gestaltete Arztpraxen und Gesundheitszentren noch seltener anzutreffen. Innovativ denkende Architekten haben seit etwa einem Jahrzehnt einen Umdenkprozess eingeleitet, indem sie monotone Gebäudegestaltungen ablehnen. Lebendig und modern realisierte Gebäudevarianten wecken lnteresse und ziehen Besucher an. Ein gelungenes Bauwerk sagt etwas über das geistige Streben des Menschen aus, verrät, wie sich ein Mensch die eigene Existenz in seiner Umwelt vorstellt.

Raumdynamik als Praxis-Marketing
lnteressante Raumformen, lebendige Wandabwicklungen und offene, transparente Bereiche machen einen Grundriss dynamisch. Eigenständig gewählte Raumformen, die durch das konsequente Anlegen langgezogener Schrägen entstehen, erzeugen gewünschte Spannungen der Räume untereinander. Durch das Aneinanderfügen solch interessanter Räume und Raumbereiche entsteht ein dynamischer Grundriss, der immer wieder neu erlebt werden kann. Die Methoden der Grundrissgestaltung, wie sie massenhaft im sozialen Wohnungsbau der sechziger Jahre und auch leider heute noch häufig üblich sind, erweisen sich für eine Praxisumgebung als nicht mehr zweckmäßig.

4.1 Die optische Gestaltung

Das positive Erscheinungsbild der Arztpraxis
Der Erfolg einer Praxis wird beim Betreten der Praxisräume innerhalb der ersten 10 Sekunden mit entschieden. ln dieser kurzen Zeit fühlt sich der Besucher wohl oder unwohl. Hat der Patient einen positiven Eindruck gewonnen, wird er dies in seinem Bekanntenkreis diskutieren und betreibt so die wichtige Werbung.

lnnenarchitektur und Farbe
Eigentlich weiß man schon lange, dass die richtige Anwendung von Farben die Raumqualität verbessern kann, nur blieb dies in Bezug auf farborientierte Praxisgestaltung oft graue Theorie. Die Stimmung eines Praxisbesuchers hängt auch davon ab, welche Eindrücke und Reize vom Umfeld ausgehen. Bei der Farbgestaltung muss beachtet werden, dass die Praxisräume menschlicher und der Alltag darin kommunikativer werden. Wenn alleine nach geltenden DIN-Normen eine Anmeldung gestaltet wird, also die Lichtstärke stimmt, die Neigung des Bildschirmes, der zur Verfügung stehende Platz ausreichend ist, werden hier niemals motivierte Praxisassistentinnen arbeiten. Fachleute wissen seit langem, dass Farben den Heilungsprozess kranker Menschen stark beeinflussen.

Komponierte Kontraste machen ein lebendiges Erscheinungsbild
Graue, dunkle Räume machen niedergeschlagen, depressiv. Gelbe Räume wirken aufheiternd. Rote Farben wirken durchblutungsfördernd und anregend. Blaue Farben dagegen dämpfen, wirken beruhigend. Komponierte Kontraste führen zu einer individuellen, auf die Persönlichkeit des Arztes zugeschnittenen Raumharmonie. Die Neugestaltung von Praxisräumen bewegt sich nicht in so kurzen Zeiträumen, wie wir dies von anderen Branchen kennen, die sich durch harten Wettbewerb ständig neu präsentieren müssen. Extreme Trends wie Modefarben müssen immer kurzlebig sein. Die ärztliche Praxis benötigt Räume unterschiedlicher Größe und Funktion. Wichtig ist, diese Räume optisch miteinander zu verbinden, damit die Örtlichkeit als Einheit erscheint. Optische Verbinder sind klassisch: Bodenbeläge, Türen, Türgriffe, Türzargen und Wandfarben, Steckdosen, Lichtschalter, Waschbecken und Armaturen.

Zwei Gestaltungslinien führen zu einem interessanten Ergebnis:

1. Die Grundkomponenten Bodenbelag, Wand und Deckenfarben, Türen, Griffe, Waschbecken sind identisch in allen Räumen. Diese Grundgestaltung benötigt unterschiedlich eingerichtete Räume, da sonst die Praxiseinrichtung uniform, sprich langweilig, wirkt.

2. Jeder Raum erhält eine eigene Leitfarbe, ein eigenes Farbklima. Diese Grundkomponente erfordert Variationsmöglichkeiten in verschiedenen Farbgebungen der Einrichtungssysteme. Vorteilhaft ist bei dieser Gestaltungsart, möglichst mit nur einem Möbelsystem zu arbeiten.

Lichtarchitektur
Längst ist die Aufgabe des Lichtes über die Beleuchtungsfunktion hinausgewachsen. Licht erweckt Phantasie; wird es in unterschiedlichen Qualitäten eingesetzt, erhält man diffuses, indirektes oder direktes Licht. Aus unterschiedlichen Richtungen einfallend, nimmt es vom Raum Besitz. Licht bedarf des Körperhaften zu seiner Wirkung. Form und Farbe bringen es zur Geltung auf Oberflächen, an Kanten und Profilen, durch Schatten. Licht und seine Farbe stellen Bezüge her und wecken Assoziationen. Licht vermittelt Offenheit, Weite, Vertrauen, sympathische Raumerfahrungen. Ein kühles, ausgeleuchtetes Sprechzimmer mit dunklen Verbindungsflächen baut Ängste auf. Eine Lichtkonzeption sollte einladend wirken und Atmosphäre schaffen. Die lndustrie hat besonders in den letzten Jahren innovative Lichtsysteme entwickelt, neue Wege der kreativen lnszenierung mit Licht. Eine große Auswahl von Leuchten mit ästhetischem und technischem Anspruch erleichtern die professionelle Lichtgestaltung. Eine gute Lichtplanung berücksichtigt auch das natürliche Zusammenspiel von Licht und Schatten. Dabei spielen auch die Wand- und Deckenfarben eine Rolle. Die Farbe Weiß stellt das Licht in seiner vollen, natürlichen Wirkungsweise dar. Bei der Lichtplanung sollten unbedingt unterschiedliche Lichtsysteme eingesetzt werden. Punktförmige ,,Downlighter“, interessante Lichtrohrsysteme und attraktive Wandfluter bringen Lebendigkeit in die Räume. Ausschließlich eingesetzte Lichtrasterleuchten haben nur monotone Wirkung. Wandleuchten, die sich gut in den Bereichen Lesezimmer, Vorwarten und den Flurbereichen einsetzen lassen, geben den Räumen Weite, indem sie Deckenflächen ausleuchten. Dadurch erhalten die Räume unterschiedliche Raumhöhen und damit Spannung. ln eine ausgereifte Beleuchtungsplanung sind auch betriebswirtschaftliche Überlegungen integriert. LED-, Energiesparleuchten, Halogentechniken, nur als Akzentbeleuchtung eingesetzt, begrenzen merklich den monatlichen Strombedarf.

lnnenarchitektur – zu teuer?
Der Bedarf an gekonnt und ansprechend gestalteten Räumen ist groß. Die Räume von Arztpraxen sind in ihrer Ausstrahlung etwas Besonderes und durchaus vergleichbar mit anderen Dienstleistungsunternehmen mit Publikumsverkehr. Dabei muss mit einem Missverständnis aufgeräumt werden: lnnenarchitektur ist nicht die Anordnung teurer Materialien in Kombination mit exklusiven Möbelserien. Die Arbeitsweise eines lnnenarchitekten versteht sich ganz anders: Einfache Materialien gekonnt und gewählt auf die richtigen Flächen verteilen, ansprechendes Möbeldesign und eine durchgehend konsequente Vorgehensweise lassen ein zukunftsorientieres Erscheinungsbild entstehen.

Die Summe aller Details ergibt ein professionelles Erscheinungsbild

lnnenarchitektur ist die Summe von Maßnahmen, die richtige Koordination, die richtige Verteilung der Schwerpunkte. Ärzteteams, die in optimal gestalteten Praxisräumen arbeiten, bestätigen immer wieder aufs Neue, dass die Arbeit eine neue Dimension erhalten hat. Unerfahrene Bauherren verbinden lnnenarchitektur immer mit teuren Lösungsvorschlägen und Honoraren. Das ist keineswegs der Fall. Lm Gegensatz zu oberflächlichen Lösungen oder willkürlich nicht zu Ende gedachten Handwerkervorschlägen hat der lnnenarchitekt die Kostensituation von Anfang an sicher im Griff. Die Vorgehensweise: ln einem gemeinsamen Gespräch wird für lhren Praxisgrundriss eine Bauausstattungsliste, die stets eine individuelle, persönliche Lösung beinhaltet, erarbeitet. Dabei werden unter logischen, ästhetischen Überlegungen alle Materialien ausgesucht und harmonisch aufeinander abgestimmt. Diese Fakten ermöglichen eine schnelle Kostenermittlung für den Um- oder Neubau. Die ansprechende Praxisgestaltung wird sicher nicht durch teure Keramikfliesen im WC oder Laborbereich erheblich beeinflusst. Die sensible Umgangsweise mit Kosten verlangt das Ansetzen von Schwerpunkten. Präsentationsbereiche wie die Anmeldung, die auch nach ausgereifter Praktikabilität verlangen, dürfen dafür kostenintensiver geplant sein. Besondere Beachtung finden auch Behandlungsräume mit technischen Anforderungen. Sind hier zwingende Auflagen nicht erfüllt, folgen fast immer teure Ergänzungsmaßnahmen. Richtig ausgewählte Materialien beeinflussen natürlich auch die Hygiene der Praxen. Wichtig ist, dass bei der Abwicklung eines Bauvorhabens stets ein Ansprechpartner für Sie da ist.

5. Corporate Identity in Arztpraxen

Aufgrund des wachsenden wirtschaftlichen Drucks auf zahnmedizinische Versorgungseinrichtungen sind Zahnärzte heute gefordert, durch fachliche Spezialisierung, Optimierung der zahnmedizinischen Behandlungsmethoden und Durchführung ergänzender Leistungsbilder ihr Angebot an die Besucher zu erweitern. Der Ausbau der praxisinternen Prophylaxeeinrichtungen, die Schaffung zusätzlicher Behandlungsräume, die Erweiterung auf Wellness- oder Kosmetikangebote sowie die Bildung von größeren Praxisgemeinschaften mit interdisziplinären Fachrichtungen seien diesbezüglich hier als Beispiele genannt.

Nicht nur das fachliche Können entscheidend!

Marktanalysen haben gezeigt, dass neben dem fachlichen Können und dem Standort der Praxis, auch ein hohes Niveau bei Dienstleistung und Service, sowie das Ambiente der Praxis entscheidend für die Praxiswahl der Kunden ist – ähnlich wie bei einem modernen Dienstleistungsunternehmen. Das „A und O“ in der Beziehung zwischen Patient und Arzt bleiben jedoch weiterhin vertrauensbildende Maßnahmen, wie z. B. das Schaffen einer gleichermaßen angenehmen und angemessenen Behandlungsatmosphäre. Zudem bildet die innenarchitektonische Gestaltungsweise der Zahnarztpraxis grundsätzlich den Rahmen für das professionelle Arbeiten und das Wohlfühlklima der Patientenschar. Was ist unter Corporate Identity zu verstehen?

Corporate Identity – (engl.: „vereinigt, zusammengeschlossen“, „Firmenimage“) verfolgt das Ziel der Patientengewinnung und langfristigen Patientenbindung und ist in gewisser Weise zu vergleichen mit dem klassischen „branding“ – der Schaffung einer „Marke“ – als ökonomischen Mehrwert für die Zahnarztpraxis. Durch CI möchte man das einheitliche Ganze eines Unternehmens oder der Praxis erreichen, um so einen positiven Gesamteindruck zu erzeugen. Weiterhin ist es von enormer Bedeutung, dass alle Mitarbeiter das CI mittragen und leben („Erzeugen von WIR-GEFÜHL“) und dies auch nach außen vermitteln.

5.1 Corporate Design (CD) als Teil der Corporate Identity

Bauliche Veränderungen, sei es nun im Zuge einer Praxisneugründung, einer umfangreichen Praxisumgestaltung oder kleineren Maßnahmen, sind daher für den Zahnarzt als Chance mit großem Akquisitions-und Reputationspotenzial zu sehen. Der Entwurf einer identitätsstiftenden, ganzheitlichen Praxisgestaltung – dem Corporate Design – für die moderne Zahnarztpraxis versinnbildlicht in seinen Details und in seiner Gesamtheit den übergeordneten „roten Faden“ des Praxiskonzepts, die zahnmedizinische Zielsetzung und den Anspruch des Zahnarztes.

Das Corporate Design als Teil der Corporate Identity umfasst alle baulichen Komponenten und Details, die interdisziplinär aufeinander abgestimmt sein sollten, um den Praxisauftritt für den Besucher erkennbar „rund“ und schlüssig zu machen:

  • Standortwahl
  • Außenwirkung
  • Grundrissplanung
  • Ausbaumaterialien
  • Farbkonzeption
  • Lichtplanung
  • Möblierung
  • Ausstattung.

CD ist ein Mittel zur Schaffung einer wahrnehmbaren Praxisidentität mit hohem Wiedererkennungswert.

Im Sinne der Schaffung und der Kommunikation eines stimmigen Konzeptes müssen weitere Komponenten berücksichtigt werden, die aufgrund ihrer Allgegenwärtigkeit und unmittelbaren visuellen Wahrnehmung von hoher Bedeutung sind:

  • Grafiklayout der externen Praxisbeschilderung
  • Grafiklayout der internen Raumbeschriftung
  • Design eines prägnanten Praxislogos
  • Grafikdesign der Visitenkarten und des Briefpapiers
  • Layout der Patienteninformationsbroschüren und -CDs
  • Werbung in den Printmedien
  • Webdesign für die Praxispräsentation im Internet
  • Textildruck für die Praxisbekleidung

Corporate Design für Neugründer

Praxisgründer investieren mehrere 100.000 Euro in Geräte, Instrumente und Ausstattung. Das Budget ist damit meist ausgeschöpft. Größere Firmen kalkulieren ihr Marketingbudget pro Jahr (!) mit etwa acht Prozent des Umsatzes. Bei einem Praxisumsatz von 250.000 Euro wären das rund 20.000 Euro. An Kosten für Praxisdesign wird bei der Gründung oder Übernahme aber oft nicht gedacht. Einige Zahnärzte scheuen zu Praxisbeginn die Kosten für Marketing und Grafikdesign plus Drucksachen. Diese liegen erfahrungsgemäß meist zwischen 2.500,– und 10.000,– Euro; je nach Umfang. Die Erfahrung zeigt, dass der Gründer hier am falschen Ende spart, wenn er auf professionelles Corporate Design verzichtet.

Der erste Eindruck bei einer Praxisneugründung muss stimmen und beim Patient ein bleibendes Erlebnis hinterlassen. Dann geht das Konzept auf und Mundpropaganda sorgt schnell für wachsende Empfehlungen und steigende Patientenzahlen. Einige Banken bewerten ein fehlendes Corporate Design im Kreditgespräch sogar regelmäßig als Minuspunkt.

Corporate Design für Bestandspraxen

Wer sein Image anheben möchte, sich gegen umliegende Konkurrenten besonders positionieren muss oder seinen Umsatz steigern will, ist mit einem professionellen Corporate Design gut beraten. Auch in Hinblick auf eine in der Zukunft anstehende Praxisübergabe ist es „nie zu spät“. Ein professioneller Außenauftritt wirkt sich positiv auf Verkaufspreis und Käuferinteresse aus. Steht eine Renovierung der Praxis in der nächsten Zeit bevor, wäre es verkehrt, diese erst abzuwarten. Oft können Designer und Einrichter eine fruchtbare Symbiose eingehen und so durchdachte Farbkonzepte bei Mobiliar und Wandanstrich berücksichtigen. Wer rechtzeitig daran denkt, hat bei einer Renovierung „Hand in Hand“ mehr Möglichkeiten.

Hohe Zusatzkosten ein Trugschluss

Ein Trugschluss ist es somit, dass die Schaffung einer schlüssigen und konsequenten Corporate Identity generell einhergeht mit hohen Zusatzkosten für den Zahnarzt. Entscheidend ist nicht das Budget! – Entscheidend ist die Authentizität, das Augenmaß für Angemessenes und das gezielte Setzen von Prioritäten.

Wer beim Corporate Design zur Markenbildung am falschen Ende spart, verspielt möglicherweise neue Chancen und verliert Kundschaft. Zu einem ausgeklügelten Konzept gehört neben einem durchdachten Praxislogo die durchgängige Umsetzung bei Drucksachen, Beschilderung, Praxisbekleidung und professionellem Internetauftritt (samt Suchmaschinenoptimierung). Weniger oder nichts für Marketing auszugeben kostet Patienten und damit Umsätze, und ist so meist „teurer“.

Durch die frühzeitige und intensive Zusammenarbeit von Zahnarzt, seinem Architekten und dem beauftragten Grafikdesigner kann für die Zahnarztpraxis ein durchgängiges Corporate Design auf Basis der Motive: „Überlagerung“, „Ineinandergreifen“, „Verschränkung“, „Vielfältigkeit“, assoziativ entwickelt und in allen Komponenten, bis hin zur eigens entworfenen Schrifttype für alle Textlayouts, durchdekliniert werden.